Sena 60S Motorrad-Headset im Test – Kommunikation ohne Grenzen?

Motorrad-Headsets haben sich in den letzten Jahren zum unverzichtbaren Begleiter für Tourenfahrer und Pendler entwickelt. Ob in der Gruppe auf der Wochenendausfahrt oder allein auf dem Weg zur Arbeit – die Möglichkeit, mit Mitfahrern zu sprechen, Musik zu hören oder Navigationsanweisungen zu empfangen, erhöht Komfort und Sicherheit beim Fahren enorm. Statt Handzeichen und Pausen für Absprachen ermöglicht ein gutes Kommunikationssystem klare Ansagen während der Fahrt. Hersteller wie Sena und Cardo liefern sich dabei ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die beste Technik. Mit dem Sena 60S schickt Sena nun sein neuestes Flaggschiff ins Rennen, das eine neue Ära der Motorradkommunikation einläuten soll. Versprochen werden unbegrenzte Reichweite, AI-Sprachsteuerung und kristallklarer Klang in einem robusten, wasserdichten Design. In diesem Bericht schauen wir uns das Sena 60S genauer an – vom Lieferumfang über die Montage bis hin zu technischen Neuerungen und einem Vergleich mit dem Vorgänger Sena 50S. Wie schlägt sich das teure High-Tech-Headset in der Praxis?

Lieferumfang

Sena 60S

ca. 362 €
*Preise werden nicht in Echtzeit aktualisiert | Die Bewertung wurde von Alpenmotorrad.de durchgeführt

Schon beim Auspacken fällt auf: Sena hat dem 60S ein sehr umfangreiches Zubehörpaket beigefügt. Im Lieferumfang des Einzelpakets befinden sich unter anderem:

  • Haupteinheit Sena 60S: Das eigentliche Kommunikationsgerät mit großem Drehrad (Jog-Dial) und Bedientasten.
  • 2x Helmklemmen: Zwei komplette Befestigungskits für zwei Helme (inklusive Mikrofone und Lautsprecher) – ideal, um z.B. einen Integral- und einen Jethelm parallel auszurüsten. Eine Klemme verfügt über ein fest angebrachtes Schwanenhals-Mikrofon (für offene/klappbare Helme), die andere über ein Kabelmikrofon für Integralhelme. So kann man die Haupteinheit schnell zwischen zwei Helmen wechseln, ohne jedes Mal alles umzubauen.
  • 2x Lautsprechersets: Hochwertige 40‑mm-Lautsprecher (2. Generation Sound by Harman Kardon) für beide Helmklemmen.
  • 3x Mikrofone: Neben den genannten Helmmikros (Schwanenhals und Kabel) ist offenbar ein drittes Mikrofon im Set, vermutlich für alternative Montageoptionen (z.B. zweites Kabelmikro).
  • 4x Frontplatten (Abdeckungen) + 4x Drehknopf-Abdeckungen: Austauschbare Verkleidungen in verschiedenen Farben (dunkles Chrom, Silber, Perlweiß und Schwarz) ermöglichen es, das Gerät optisch an Helm oder Motorrad anzupassen. Eine Abdeckung ist bereits vormontiert, drei liegen zusätzlich bei.
  • Klebepad-Halterung: Neben der Schraubklemme gibt es eine Klebeplatte zur Befestigung am Helm – praktisch für Helme, an denen die Klemme nicht passt. Ersatz-Klebeband liegt ebenfalls bei.
  • Polster und Klettpads: Mehrere Schaumstoff-Pads und Klettaufkleber zur optimalen Positionierung der Lautsprecher im Helmfutter sowie für die Mikrofone. Damit lassen sich die Speaker passgenau einkleben und Vibrationen oder Windgeräusche weiter dämpfen.
  • Weiteres Zubehör: Ein 3,5‑mm-Audioadapter (z.B. für eigene In-Ear-Kopfhörer), vier Mikrofon-Windschützer, eine Halterung für den Schwanenhals, eine magnetische Abdeckung für die Helmklemme (wenn die Haupteinheit abgenommen ist) sowie ein USB-C-Ladekabel sind ebenfalls mit dabei.

Insgesamt hinterlässt der Lieferumfang einen sehr kompletten Eindruck – Sena legt offensichtlich Wert darauf, dass der Nutzer sofort loslegen kann, ohne separat Zubehör kaufen zu müssen. Besonders erfreulich ist das zweite Helmbefestigungs-Kit: So können Fahrer mit zwei Helmen (z.B. Alltags- und Reisehelm) das 60S flexibel einsetzen, was im Alltag ungemein praktisch ist. Die verschiedenen Farbcovers sind ein netter Bonus für Individualisten. Angesichts des hohen Preises des 60S darf man aber auch ein reichhaltiges Paket erwarten, und Sena liefert diesbezüglich ab.

Ausgepackt: Das Sena 60S kommt mit zwei Helmhalterungen (für Kabel- und Schwanenhals-Mikrofon), Lautsprechern, mehreren Mikrofonen, Wechsel-Frontplatten in vier Farben und reichlich Montagematerial.

Überblick: Tests und Erfahrungsberichte zum Sena 60S

Die Fachpresse und erste Nutzer haben das Sena 60S bereits ausgiebig ausprobiert – mit gemischtem Fazit. Viele Tester loben das Gerät als konsequente Weiterentwicklung: Verarbeitung und Materialqualität werden als sehr hochwertig beschrieben, die Bedien-Elemente (großes Drehrad und Tasten) sind mit Handschuhen gut zu ertasten und insgesamt bewährt ergonomisch. Vor allem bei Solo-Nutzung überzeugt das 60S im Test mit starkem Sound und hoher Lautstärke. Die neuen Harman-Kardon-Lautsprecher liefern endlich genügend Reserve: Das Vorgängermodell 50S wurde oft als zu leise kritisiert, doch die um ~30 % lauteren Speaker des 60S schaffen hier Abhilfe. Auf voller Lautstärke vibrieren einem fast die Ohren, und selbst mit Gehörschutz und bei hohem Tempo kann man Musik oder Podcasts noch klar verstehen – ein riesiger Pluspunkt für Audio-Fans. Auch die Klangqualität an sich sei deutlich verbessert: Selbst anspruchsvoller Musikgenuss (Rock, Metal) ist mit dem 60S möglich, ohne dass die kleinen Lautsprecher übersteuern. Darüber hinaus wird die Akkulaufzeit von bis zu 17 Stunden (Mesh) bzw. 22 Stunden (Bluetooth) Intercom-Gesprächszeit positiv erwähnt. Dank Schnellladefunktion genügen 20 Minuten am Ladegerät für über 3 Stunden Extra-Laufzeit – ideal für einen Zwischenstopp auf Tour.

Bei aller Euphorie über die technischen Möglichkeiten gibt es aber auch Kritikpunkte, die in nahezu jedem Testbericht auftauchen. Der vielleicht wichtigste: Die KI-Geräuschunterdrückung – eines der zentralen neuen Features – funktioniert in der Praxis noch nicht überzeugend. Ab etwa 80 km/h sinkt die Verständlichkeit in der Gruppenkommunikation laut einem Test deutlich; fährt man schneller, filtert das System so aggressiv Wind- und Motorgeräusche heraus, dass auch Teile der Stimme verloren gehen. Jenseits von ~130 km/h kam beim Gesprächspartner im Test teilweise nur mehr ein blechernes Krächzen an. Gerade für ein Premium-Intercom, das sich 399 € kosten lässt, ist so ein Patzer kritisch. Die Tester von 1000PS etwa konnten das Sena 60S im aktuellen Zustand nicht voll empfehlen, wenn regelmäßige Gruppenfahrten geplant sind. Sie raten, auf ein Firmware-Update zu warten, das die KI-Filterung verbessert – oder alternativ zu einem anderen System zu greifen, falls man primär in der Gruppe kommunizieren will. Positiv vermerkt wurde allerdings, dass Sena auf Kritikpunkte reagiert und per Software-Updates nachbessern könnte. Einige Tester äußern sich zudem zufrieden mit der neuen Wave-Intercom-Funktion: Solange genügend Mobilfunkempfang besteht, lief die Kommunikation über das Internet im Versuch klar und zuverlässig ab, vergleichbar mit einem WhatsApp-Anruf. Die versprochene automatische Umschaltung von Wave (Internet) auf Mesh-Netz bei Verbindungsabbruch funktionierte im Test allerdings nicht, was für Enttäuschung sorgte. Dennoch sehen viele in der Hybrid-Technologie (Kombi aus Mesh und Wave) großes Zukunftspotenzial für Touren über lange Distanzen. Unterm Strich sind sich die Berichte einig: Das Sena 60S ist vielversprechend, hat aber aktuell noch Schwächen, die ein so teures Top-Modell eigentlich nicht haben sollte.

Montagehinweise

Die Installation des Sena 60S am Helm gestaltet sich zum Glück unkompliziert. Wie bei den meisten aktuellen Kommunikationssystemen kann die Halterung entweder per Schraubklemme oder per Klebepad am Helm befestigt werden. Beide Optionen liegen bei. In der Praxis entscheidet die Helmart: An vielen Integral- und Klapphelmen kann man die Klemme zwischen Helmschale und Innenfutter schieben und festschrauben. Für randlose Jethelme oder sehr dicke Helmwangen verwendet man die selbstklebende Platte. Das Sena 60S sitzt danach sicher an der Helmunterseite, idealerweise links, damit man das Drehrad mit der linken Hand bedienen kann.

Eine Neuerung gegenüber früheren Sena-Geräten ist die Magnethalterung: Die Haupteinheit wird nicht mehr nur eingeklickt, sondern via Magnet sicher an die Helmklemme gezogen. Das funktioniert im Test exzellent – schon beim Annähern „schnappt“ das Gerät in die richtige Position. Man hört ein sattes Einrasten und das Modul sitzt fest. Gleichzeitig lässt es sich mit einem Handgriff genauso schnell wieder abnehmen. Gerade mit Handschuhen erleichtert dieses No-Release-Latch-System die Handhabung enorm. Wer das Headset zum Laden abnehmen oder vor Diebstahl schützen will, wird diese Lösung zu schätzen wissen. Bei älteren Sena-Modellen (wie dem 50S) musste man teils fummeln oder viel Kraft aufwenden, um das Gerät aus der Halterung zu lösen – das gehört nun der Vergangenheit an.

Wie oben erwähnt, werden zwei vollständige Helmbefestigungs-Kits mitgeliefert. Damit kann man zwei Helme parallel ausrüsten. In unserem Set war ein Klemm-Kit mit Schwanenhalsmikrofon (für einen Jet- oder Klapphelm) und ein weiteres mit Kabelmikro (für Integralhelm). Diese Doppelausstattung ist ein großes Plus für alle, die je nach Situation verschiedene Helme nutzen. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Hat man ausschließlich Integralhelme in Gebrauch, ist das Schwanenhals-Mikrofon am zweiten Kit weniger ideal – es lässt sich zwar auch im geschlossenen Helm installieren, kann dort aber stören oder schwierig zu platzieren sein. Ein rein kabelgebundenes zweites Kit als optionales Zubehör wäre hier wünschenswert. Dennoch – im Normalfall deckt Sena damit die gängigsten Kombinationen ab, und viele Konkurrenzprodukte liefern überhaupt nur ein einzelnes Befestigungsset mit.

Die mitgelieferten 40-mm-Lautsprecher werden in passgenaue Aussparungen oder mittels Klettpads ins Helmpolster eingesetzt. Ihre flache Bauform sorgt dafür, dass sie auch in eng anliegenden Helmen nicht drücken. Sena liefert mehrere Schaumstoffabstandhalter mit, um den optimalen Sitz am Ohr zu justieren. Die Mikrofone (egal ob Boom oder Kabel) werden vorn im Kinnteil positioniert. Dank verschiedener Klettpads und einer kleinen Kunststoffhalterung für den Schwanenhals ist auch hier eine stabile Montage möglich. Insgesamt gestaltet sich die Montage in etwa 15–30 Minuten (je nach Helm und Erfahrung) und kann auch von Laien durchgeführt werden. Sena’s bebilderte Anleitung und die beschrifteten Anschlüsse (für Lautsprecher, Mikro etc.) helfen dabei.

Technische Neuerungen und Funktionen

Das Sena 60S protzt mit einer ganzen Reihe moderner Technologien, die es vom Vorgänger abheben. Im Zentrum steht die neue Mesh 3.0 Intercom-Technologie. Diese verspricht ein stabileres Mesh-Netzwerk für Gruppenkommunikation und ist voll abwärtskompatibel zu älteren Sena-Mesh-Systemen (z.B. 50S, 50R). Dank „Dual Mesh“-Auslegung kann das 60S also auch mit Geräten älterer Generation koppeln, ohne dass jemand abgehängt wird. Mesh 3.0 bringt laut Sena vor allem Verbesserungen bei Reichweite und Verbindungsqualität – jedes Gerät fungiert als Knotenpunkt (Repeater) und wählt automatisch optimale Signalwege. In der Praxis kann man im Open Mesh-Modus auf bis zu 6 Kanälen mit nahezu unbegrenzt vielen Teilnehmern quatschen, was spontane Treffen erleichtert. Alternativ lässt sich ein Group Mesh mit bis zu 24 festen Mitgliedern auf einem verschlüsselten Kanal einrichten, um ungestört im Team zu bleiben. Das 60S ermöglicht also Kommunikation in kleinen und großen Gruppen, flexibel je nach Bedarf.

Schnelles laden auf Reisen des Sena 60S
Schnelles laden auf Reisen des Sena 60S
MESH
MESH

Eine der größten Innovationen ist zweifellos die Wave Intercom™. Dahinter verbirgt sich eine neu entwickelte VoIP-basierte Gruppenkommunikation über das Mobilfunknetz. Vereinfacht gesagt können sich damit mehrere 60S-Nutzer übers Internet verbinden, was erstmals eine virtuell unbegrenzte Reichweite ermöglicht. Solange alle Fahrer Mobilfunkempfang haben (3G/4G/5G), ist es egal, ob sie 5 oder 500 Kilometer auseinander sind – man bleibt in derselben Konferenz verbunden. Diese als „Kommunikation ohne Grenzen“ beworbene Funktion hat im Sena 60S Premiere und richtet sich besonders an Tourenfahrer, die in kleineren Gruppen große Distanzen überwinden. Praktisch: Bricht die Datenverbindung unterwegs ab (Funkloch), soll das 60S automatisch auf Mesh-Intercom zurückschalten, sofern die Teilnehmer dann in direkter Funkreichweite sind. So würde die Gruppe nicht völlig getrennt, sondern „nur“ auf herkömmliches Mesh mit begrenzter Reichweite zurückfallen. Allerdings – wie oben erwähnt – hat dieser automatische Fallback im aktuellen Test noch nicht zuverlässig funktioniert. Trotzdem ist Wave Intercom eine spannende Ergänzung: In der zugehörigen Sena Wave Smartphone-App lässt sich nicht nur die VoIP-Kommunikation starten, sondern beispielsweise auch die Live-Standortverfolgung der Gruppenmitglieder nutzen. Man sieht also in Echtzeit auf der Karte, wo die Freunde gerade stecken – praktisch, wenn man sich unterwegs aus den Augen verloren hat oder auf Nachzügler wartet. Insgesamt stellt Wave Intercom einen echten Mehrwert dar, auch wenn es naturgemäß von Mobilfunknetzen abhängig ist.

Für klassische Bluetooth-Verbindungen hat Sena dem 60S ein Upgrade auf Bluetooth 5.3 spendiert. Damit ist es auf dem neuesten Stand der BT-Technik (50S nutzte BT 5.0) und profitiert von effizienterer Datenübertragung und stabileren Verbindungen. In der Praxis merkt man das z.B. daran, dass das 60S mehrere Geräte parallel koppeln und verwalten kann, ohne sich „aufzuhängen“. Ein Dual-Core-Prozessor im Inneren ermöglicht echtes Multitasking: So kann man etwa gleichzeitig Musik hören und im Intercom-Gespräch bleiben, ohne dass die Musik stummgeschaltet wird – beides läuft flüssig nebeneinander her. Auch beim Koppeln von Smartphone, Navi und ggf. weiteren Bluetooth-Geräten hilft der neue Standard: Bluetooth 5.3 enthält Funktionen wie Kanal-Klassifizierung, die Überlast auf bestimmten Frequenzen vermeidet und so Störungen reduziert. Zudem ist das Re-Pairing nach Verbindungsabbrüchen schneller, und gekoppelte Geräte gehen bei Nichtbenutzung rascher in einen stromsparenden Ruhezustand. Unterm Strich bringt die BT-Modernisierung vor allem mehr Zuverlässigkeit und etwas bessere Akkulaufzeit im Alltag, was natürlich willkommen ist.

Sena betont beim 60S auch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (AI). Zwei Bereiche profitieren davon: Geräuschunterdrückung und Sprachsteuerung. Das AI Noise-Cancelling (Sena nennt es AINR – Artificial Intelligence Noise Reduction) soll Wind- und Fahrgeräusche intelligent aus dem Audiosignal herausfiltern. Im Gegensatz zu herkömmlichem Active Noise Control (ANC), das meist konstant bestimmte Frequenzen absenkt, erkennt das System per KI die Stimme des Sprechers und filtert selektiv nur die Störgeräusche heraus. Ziel ist, auch bei hohem Tempo und lautem Motor noch eine klar verständliche Kommunikation zu ermöglichen. Wie wir im Test-Überblick gelernt haben, hapert es in der Praxis noch – insbesondere starker Wind bringt die AI an ihre Grenzen. Dennoch ist der Ansatz zukunftsweisend. Interessant: Sena geht hierbei einen anderen Weg als viele andere Hersteller und verwendet kein stark gerichtetes Mikrofon, sondern setzt das Mikro zentral und relativ ungeschützt an die Front (Ende des Schwanenhalses). Theoretisch soll die KI so alles Notwendige via Software lösen – eine clevere Idee, die jedoch erst mit weiteren Optimierungen ihr volles Potenzial zeigen dürfte.

IPX7 Wasserdicht
IPX7 Wasserdicht
Sena 60S OTA Updates
Sena 60S OTA Updates

Neben den großen Kommunikations-Features hat das Sena 60S noch eine Reihe weiterer neuer Funktionen erhalten. So ist das Gerät gemäß IPX7 wasserdicht – laut Sena wurde es in Tests über 20 Stunden unter Wasser getaucht und funktionierte einwandfrei weiter. Regenfahrten oder ein Sturz in eine Pfütze übersteht das 60S also problemlos. Ebenfalls neu ist die anpassbare LED-Beleuchtung namens RideGlow. An der Rückseite des Geräts befindet sich ein LED-Streifen, dessen Farbe und Blinkmuster der Nutzer selbst festlegen kann. Über die App lässt sich z.B. einstellen, dass das Licht in einer bestimmten Farbe pulsiert oder den Betriebsmodus anzeigt. Praktisch hat die LED natürlich vor allem Show-Effekt – aber als Motorradfahrer schätzt man ja individuelle Akzente, und eine zusätzliche Leuchte am Helm schadet in Sachen Sichtbarkeit sicher nicht. Ein richtig pfiffiges Detail ist die integrierte Mini-Taschenlampe: An der Unterseite des 60S sitzt ein kleines LED-Licht, das man per Tastendruck aktivieren kann. Es reicht gerade aus, um z.B. im Dunkeln das Zündschloss oder heruntergefallene Schlüssel zu beleuchten – ein Feature, bei dem man zuerst schmunzelt, das aber genau einmal hilfreich sein muss, um es nicht mehr missen zu wollen. Zu guter Letzt sind die bereits erwähnten austauschbaren Cover ein Novum: Statt eintönigem Schwarz kann man das 60S farblich aufpeppen. Im Lieferumfang sind vier Varianten, und Sena bietet optional weitere Designs an. Für die Funktion ist das irrelevant, doch es zeigt, dass Sena auch auf Kundenwünsche (Stichwort Individualisierung) gehört hat.

Zusammengefasst bringt das Sena 60S zahlreiche technische Neuerungen gegenüber der 50er-Serie: vom überarbeiteten Mesh 3.0 über die bahnbrechende Wave-Intercom bis hin zu AI-Features und praktischen Details wie Magnet-Halterung, LED-Licht und App-Updates. Auf dem Papier markiert das 60S damit den aktuellsten Stand der Motorrad-Konnektivität – ob alle Vorteile auf der Straße ankommen, muss wie immer der Praxistest zeigen.

Soundqualität, Akkulaufzeit und Updates

In puncto Soundqualität setzt das Sena 60S neue Maßstäbe für Helm-Kommunikationssysteme. Die eingebauten 40 mm Premium-Lautsprecher (entwickelt mit Harman Kardon) liefern einen überraschend vollen und klaren Klang. Im Vergleich zum 50S sind die Speaker deutlich lauter – etwa 30 % mehr Maximal-Lautstärke wurden gemessen. Im Fahrbetrieb bedeutet das: Endlich versteht man auch bei hohem Tempo noch seine Musik oder Navi-Ansagen, ohne dass sie im Windrauschen untergehen. Tester berichten begeistert, dass selbst mit Ohrstöpseln und jenseits der 120 km/h das Hörbuch oder der Lieblingssong noch gut zu verstehen sind. Ein Kritikpunkt am 50S („zu leise“) wurde damit ausgeräumt. Darüber hinaus überzeugen die neuen Lautsprecher durch bessere Klangqualität über das gesamte Frequenzspektrum. Satter Bass und klare Höhen sind nun möglich, wo ältere Systeme an ihre Grenzen kamen. Im Test wurde z.B. erwähnt, dass sogar bei komplexer Rock- und Metal-Musik keine nennenswerten Verzerrungen auftreten – ein bemerkenswerter Fortschritt. Für ein Kommunikations-Headset, dessen Hauptaufgabe ja Sprache ist, liefert das 60S also erstaunlich guten Musikgenuss nebenbei. Wer dennoch lieber seine eigenen In-Ear-Kopfhörer nutzt, findet am Helmklemmen-Modul einen 3,5 mm Klinkenanschluss – auch dies ein durchdachtes Detail, das mehr Freiheit beim Sound gibt.

Bei den Mikrofonen hat Sena wie beschrieben eine AI-gestützte Filterung implementiert. In ruhiger Umgebung oder bei moderatem Tempo ist die Sprachqualität über Intercom hervorragend – Gesprächspartner klingen klar und natürlich. Auch Telefonate via Handy gelingen gut; die Person am anderen Ende merkt oft gar nicht, dass man auf dem Motorrad spricht. Allerdings zeigt sich, dass die aggressive Geräuschunterdrückung bei sehr hoher Geschwindigkeit der Stimme manchmal einen unnatürlichen, abgehackten Charakter verleiht. Die Stimme klingt dann etwas „robotisch“, weil die Software Windgeräusche herauszuschneiden versucht und dabei Teile der Sprachfrequenzen mit erwischt. Hier besteht noch Optimierungsbedarf per Update. Für den Nutzer selbst (also zum Musikhören) spielt das keine Rolle – die Einschränkung betrifft nur das, was andere über Funk von einem hören, wenn man schnell fährt.

Ein deutlicher Pluspunkt des 60S ist die Akkulaufzeit. Sena gibt – je nach Nutzungsart – bis zu 22 Stunden Sprechzeit im Bluetooth-Modus und ca. 17 Stunden im Mesh-Modus an. Das sind exzellente Werte, die in ersten Tests größtenteils bestätigt wurden. In der Praxis bedeutet das, dass man mit einer Akkuladung bequem einen ganzen Tourentag (oder zwei) auskommt. Selbst mit vielen Intercom-Gesprächen, Musik-Streaming und Navi-Ansagen schafft das 60S deutlich über 8–10 Stunden, was die meisten Tagestouren abdeckt. Wer hauptsächlich allein via Bluetooth hört (Musik/Telefon), kommt noch länger hin. Zum Vergleich: das alte 50S musste im Mesh-Betrieb oft nach 8–10 Stunden wieder ans Kabel. Hier hat Sena entweder einen stärkeren Akku verbaut oder durch effizientere Hardware/Software optimiert – wahrscheinlich beides.

Praktisch ist zudem die Schnellladefunktion: Per USB-C-Anschluss (an der Helmklemme, wasserdicht verschlossen) ist das Gerät in ca. 1,5 Stunden komplett geladen. Und wenn’s mal schnell gehen muss: 20 Minuten Laden bringen über 3 Stunden Mesh-Laufzeit. Das heißt, während man z.B. beim Mittagessen eine Powerbank anschließt, holt man sich genug Saft für den Rest der Tagesetappe. Das 60S kann übrigens auch während des Ladens benutzt werden – theoretisch ließe sich also mit angeschlossenem Kabel weiterfahren, etwa wenn man es an eine Bordsteckdose oder USB-Buchse am Bike hängt. Allerdings ist das im Regen aus naheliegenden Gründen nicht ratsam (Kabel offen). Für die meisten Fälle reicht die Akkukapazität aber völlig aus. Die Standby-Zeit beträgt mehrere Tage, d.h. man muss nicht jeden Abend nachladen, wenn man das Gerät nicht aktiv nutzt.

Eine weitere zeitgemäße Neuerung sind die Over-the-Air Updates. Frühere Sena-Generationen erforderten zum Firmware-Update den Anschluss an den PC und eine spezielle Software. Das 60S macht es dem Nutzer leichter: Firmware-Updates können kabellos über die Sena Motorcycling App aufgespielt werden. Sobald Sena eine neue Version veröffentlicht (etwa um Fehler zu beheben oder neue Funktionen hinzuzufügen), bekommt man in der App eine Benachrichtigung. Dann lässt sich das Update direkt via Smartphone und Bluetooth/WLAN ans Headset senden – ganz ohne Kabel und Laptop. Im Test klappte das Update auf diese Weise reibungslos. Das ist nicht nur bequemer, sondern erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass alle Nutzer ihre Geräte auf dem neuesten Stand halten (was gerade bei Sicherheits- oder Verbindungsverbesserungen wichtig ist). Zusätzlich erlaubt die App, die Gerät-Einstellungen zu konfigurieren, ohne sich durch Sprachanweisungen am Headset drücken zu müssen. Man kann z.B. die Lautstärkeansagen anpassen, UKW-Radiosender speichern (ja, ein FM-Radio hat das 60S ebenfalls integriert) oder die Farbe des RideGlow-Lichts ändern. Insgesamt sind die automatischen Updates und App-Einstellungen ein großer Fortschritt in Sachen Nutzerfreundlichkeit.

Funktionen der App und Sprachsteuerung

Die begleitende Smartphone-App zum Sena 60S spielt eine zentrale Rolle beim Ausschöpfen aller Funktionen. Sena hat hierfür die neue Sena Motorcycles App (teils auch „Wave App“ genannt) eingeführt. Über die App kann man zum einen wie erwähnt Firmwareupdates einspielen und Lichteffekte konfigurieren. Wichtiger noch: Sie dient zur Steuerung der Wave Intercom. Möchte man eine Gruppe über das Internet verbinden, initiiert man dies in der App – ähnlich wie einen Konferenzanruf. Die App zeigt dann an, wer online ist und ermöglicht auch die Ortung der Teilnehmer in Echtzeit auf einer Karte. Diese Funktion erhöht die Sicherheit auf Tour, weil man jederzeit sehen kann, ob ein Mitfahrer zurückfällt oder eine andere Route nimmt. Außerdem erleichtert es das Bildung von Gruppen: Man kann Einladungslinks teilen oder Freunde über die App dazuholen, ohne an den Geräten selbst herumdrücken zu müssen. Die Bedienoberfläche der App wird von Testern als relativ intuitiv beschrieben – Sena hat offenbar aus früheren, etwas umständlichen App-Versionen gelernt. So ist beispielsweise die Einrichtung eines Mesh-Gruppenkanals oder das Koppeln zweier Geräte über die App mit wenigen Klicks erledigt (praktisch, wenn man an der Raststätte schnell eine Verbindung herstellen will). Die Bluetooth-Kopplungen zu Handy oder Navi lassen sich ebenfalls in der App verwalten, inklusive der Priorität der Audiogeräte. Kurz: Die App fungiert als Schaltzentrale für alle Einstellungen und sorgt dafür, dass man nicht während der Fahrt komplizierte Menüs am Gerät durchgehen muss.

Ein weiteres Highlight des Sena 60S ist die verbesserte Sprachsteuerung. Bereits das 50S bot Sprachbefehle („Hey Sena“ gefolgt von Befehlen für Lautstärke, Intercom etc.), doch das 60S hebt dies laut Hersteller auf ein neues Level. Dank AI-gestützter Spracherkennung versteht das System jetzt mehr Kommandos und das noch zuverlässiger – selbst bei Lärm. Im Vergleich zum Vorgänger wurden Reaktionsgeschwindigkeit und Trefferquote erhöht. Das heißt, man muss weniger laut schreien oder Befehle wiederholen, damit das Headset reagiert. Unterstützt werden mehrere Sprachen und sogar verschiedene Akzente, was internationalen Bikern zugutekommt. In der Praxis kann man per Sprache z.B. die Intercom starten („Hey Sena, Intercom an“), zwischen offenen Mesh-Kanälen wechseln oder den UKW-Radio-Tuner bedienen, ohne die Hände vom Lenker zu nehmen. Auch Standardfunktionen wie Musik pausieren, zum nächsten Titel springen oder die Lautstärke ändern, lassen sich auf Zuruf steuern. Zudem erkennt das 60S Befehle zur Gerätesteuerung – etwa „Battery Level“, woraufhin es den aktuellen Akkustand ansagt. Neu ist außerdem die integrierte Unterstützung von Smartphone-Sprachassistenten: Man kann jetzt „Hey Siri“ oder „Hey Google“ sagen und dadurch den Assistenten des verbundenen Handys aktivieren. So lassen sich z.B. per Sprachbefehl Nachrichten diktieren oder Anrufe tätigen, ohne einen Knopf zu drücken. Im Test funktionierte das gut, solange das Tempolimit nicht allzu sehr überschritten wurde – ab einem gewissen Windgeräuschniveau kann es passieren, dass die Sprachbefehle einen Moment brauchen oder falsch erkannt werden. Insgesamt aber ist die Freisprech-Bedienung des Sena 60S ein echter Sicherheitsgewinn: Man kann die wichtigsten Aktionen ausführen, während die Hände sicher am Lenker bleiben. Für viele Motorradfahrer, die ungern während der Fahrt herumfummeln, ist dies ein entscheidender Faktor.

Vergleich zum Vorgängermodell Sena 50S

Wo liegen nun die konkreten Unterschiede zwischen dem neuen Sena 60S und dem älteren 50S (bzw. 50R)? Hier eine Übersicht der wichtigsten Verbesserungen und Änderungen:

  • Lautstärke & Klang: Der vielleicht auffälligste Fortschritt ist die Audioleistung. Die 60S-Lautsprecher sind ca. 30 % lauter als die des 50S und bieten einen deutlich volleren Klang. Viele 50S-Nutzer monierten die Lautstärke bei hohem Tempo – das 60S löst dieses Problem und liefert auch mit Ohrstöpseln genug Reserven. Außerdem hat Sena die Klangabstimmung verbessert; Bässe und Höhen kommen klarer rüber. Unterm Strich ein großer Pluspunkt für das 60S, gerade für Musikliebhaber.
  • Akku & Laden: Die Akkulaufzeit hat sich spürbar erhöht. Wo das 50S im Mesh-Betrieb rund 8–10 Stunden schaffte (Bluetooth ca. 12 Stunden), kommt das 60S auf bis zu 17 Stunden (Mesh) und 22 Stunden (Bluetooth). Das ist ein Quantensprung und bedeutet weniger Ladepausen. Zudem besitzt das 60S USB-C und Schnellladen – ein Feature, das dem 50S fehlte. 20 Min. Laden ergeben ~3 Stunden Gesprächszeit, das 50S hatte keine derart schnelle Ladetechnik.
  • Bluetooth-Version: Das 50S nutzte Bluetooth 5.0, das 60S nun Bluetooth 5.3. Das bringt einige Detailverbesserungen (Multi-Pairing-Stabilität, geringerer Energieverbrauch, bessere Reichweite bei BT-Verbindungen). Es ermöglicht dem 60S z.B., mehr Geräte parallel zu koppeln, ohne Verbindungsprobleme – praktisch, wenn man Handy, Navi und vielleicht noch ein zweites Handy (oder GoPro) gekoppelt haben möchte. Das 50S stieß hier schneller an Grenzen.
  • Mesh-Intercom: Beide Modelle unterstützen Mesh-Intercom für Gruppengespräche, aber das 60S hat Mesh 3.0, während das 50S auf Mesh 2.0 lief. Mesh 3.0 bietet stabilere Verbindungen, besonders in großen Gruppen, und verbessert die Audioqualität über Mesh laut Sena. Zudem kann das 60S nun 6 Open-Mesh-Kanäle nutzen statt nur einen – beim 50S gab es nur einen öffentlichen Kanal für alle. Das heißt, 60S-Nutzer können zwischen bis zu sechs Gruppen im offenen Modus wechseln, was bei Events mit vielen Teilnehmern nützlich sein kann. Wichtig: Das 60S bleibt abwärtskompatibel. Es kann im „Legacy Mode“ mit 50S/50R-Geräten im Mesh chatten. In privaten Mesh-Gruppen (bis 24 Fahrer) unterscheiden sich 50S und 60S funktional kaum, außer dass die Verbindungsstabilität beim 60S höher sein soll.
  • Wave Intercom (VoIP): Hier zieht das 50S klar den Kürzeren, denn diese Funktion gab es dort nicht. Das 60S führt mit Wave Intercom erstmals eine Netzwerk-basierte Intercom ein, die praktisch unbegrenzte Reichweite bietet. Zwar konnte man auch früher via Handy (und App) einen Telefonkonferenz-ähnlichen Modus nutzen, aber das war umständlich und wurde separat „Sena RideConnected App“ genannt. Beim 60S ist Wave direkt ins System integriert und komfortabler gestaltet. Für Vielfahrer und Fernreisende ist das ein entscheidender Unterschied. Das 50S bleibt auf die herkömmlichen Funkreichweiten beschränkt (einige Hundert Meter bis wenige Kilometer, je nach Gelände).
  • KI-Geräuschfilter & Mikro: Das 50S arbeitete mit klassischer Geräuschunterdrückung und einem gerichteten Mikrofon. Das 60S setzt auf AI Noise Reduction mit neuem Mikrofon-Design. Theoretisch soll das 60S dadurch bessere Sprachqualität liefern, insbesondere bei mittleren Geschwindigkeiten, und einfacher in der Montage sein (Mikro-Position weniger kritisch). In der Praxis hat die aktuelle Firmware aber noch Probleme bei sehr hohem Tempo, wie beschrieben. Dennoch ist die Technologie im 60S moderner und vermutlich via Updates verbesserbar – das 50S wird hier hardwareseitig keine Sprünge mehr machen.
  • Hardware & Bedienung: Das 60S verfügt über einen Dual-Core-Prozessor, während im 50S ein Single-Core werkelte. Dadurch kann das neue Modell mehrere Audio-Streams verwalten (Musik + Intercom gleichzeitig etc.) ohne zu stocken. Die Bedienung hingegen ist beim 60S weitgehend identisch zum 50S – Sena blieb dem bewährten Jog-Dial mit großer Drehknopf-Taste und einer zusätzlichen seitlichen Taste treu. Wer das 50S gewohnt ist, findet sich am 60S sofort zurecht. Auch die Größe und Form sind ähnlich; das 60S ist minimal anders designt, aber nimmt am Helm einen vergleichbaren Platz ein. Sena 50R: Dieses flachere Schwestermodell zum 50S hatte nur Knöpfe statt Jog-Dial. Ein entsprechendes 60R gibt es (Stand 2025) noch nicht. Das 60S richtet sich klar an die Jog-Dial-Fans. Wer einen schlankeren Formfaktor sucht, muss derzeit noch zum 50R greifen oder abwarten, ob Sena eine 60R-Version nachlegt.
  • Zusatzfunktionen & Zubehör: Das 60S bietet viele neue Extras, die das 50S nicht hatte. Beispiel: Austauschbare Frontblenden – beim 50S war das Gerät schlicht schwarz, keine Anpassung möglich. LED-Licht (RideGlow) am 50S? Fehlanzeige – das 60S hat hier einen coolen LED-Streifen bekommen. Ebenso die Taschenlampen-Funktion gab es vorher nicht. Die Sena Motorcycles App für OTA-Updates und detaillierte Einstellungen ist ebenfalls neu mit dem 60S; das 50S hatte nur eine einfachere App ohne drahtlose Firmwareupdates. Zudem liegen dem 60S zwei Helmhalterungen bei (siehe oben) – das 50S wurde standardmäßig nur mit einer Halterung geliefert. Das erleichtert Multi-Helm-Nutzung enorm. Auch die Magnet-Montage der Haupteinheit ist neu; beim 50S musste man sie mechanisch einrasten. Insgesamt hat Sena beim 60S also an vielen Stellschrauben gedreht: mehr Leistung, mehr Features, mehr Zubehör. Allerdings geht das mit einem höheren Preis einher (siehe nächster Abschnitt).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das 60S dem 50S in allen relevanten Bereichen überlegen ist – wie es auch Sena selbst angekündigt hat. Verbesserte Reichweite, deutlich besserer Sound, längere Laufzeit und spannende neue Funktionen wie Wave Intercom und AI-Steuerung machen das 60S zum würdigen Nachfolger. Nur in einem Punkt könnten Puristen das 50S bevorzugen: Stabilität der Kinderkrankheiten. Das 50S ist ein ausgereiftes Gerät mit bewährter Firmware, während das 60S als neuestes High-Tech-Produkt noch an Software-Optimierungen arbeitet (Stichwort Windgeräuschfilter). Wer also absolute Zuverlässigkeit bevorzugt, ist mit einem voll aktualisierten 50S (mittlerweile günstiger zu haben) eventuell für den Moment besser bedient – zumindest bis Sena die letzten Probleme des 60S via Update behebt. Langfristig führt an der 60er-Serie aber kaum ein Weg vorbei, da sie einfach die Zukunftstechnik mitbringt.

Preisübersicht und Verfügbarkeit

Das Sena 60S bewegt sich preislich im oberen Segment der Motorrad-Headsets. Die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) liegt bei ca. 399 € für das Einzelset. Dieser Preis galt zum Marktstart im November 2024 und hat sich seither nur leicht verändert. Im Online-Handel findet man das 60S Single Pack derzeit oft ein wenig günstiger, etwa um 360–370 € (je nach Angebot). So bietet z.B. Amazon das Gerät mit ~9% Rabatt an, was rund 362 € entspricht. Bei einigen spezialisierten Händlern wurde es zeitweise sogar für knapp 340 € gesichtet – hier lohnt es sich, nach Aktionen oder Set-Angeboten Ausschau zu halten. Die Doppelpack-Variante (Dual Pack mit zwei Geräten) liegt UVP bei etwa 749 €. Damit spart man gegenüber zwei Einzeln etwas (knapp 50 €). Typischerweise pendelt sich der Straßenpreis für das Doppelset bei ca. 700 € ein. Wer also gleich mit Sozius oder Kumpel zusammenrüsten will, kann vom Bundle profitieren.

Natürlich ist das Sena 60S damit eine kostspielige Anschaffung. Zum Vergleich: Das Vorgängermodell 50S wurde zuletzt (Ausverkauf) für rund 250–300 € angeboten, lag zum Launch aber auch bei ~330 €. Die neue Technik und vor allem die zusätzliche Hardware (zweites Helm-Kit, HK-Lautsprecher, etc.) schlagen beim 60S zu Buche. Man bezahlt hier fürs Flaggschiff-Modell – das sollte einem bewusst sein.

Die Verfügbarkeit des Sena 60S ist gut: Seit Ende 2024 ist es im deutschsprachigen Raum erhältlich, sowohl online bei Elektronik- und Motorradzubehörhändlern als auch in Filialen (Louis, Polo, etc.). Anfangs war es nur in limitierter Stückzahl zur Vorbestellung gelistet, doch mittlerweile (2025) scheint die Lieferfähigkeit gewährleistet. Man hat die Wahl zwischen dem Single- und dem Dual-Pack. In beiden sind wie gesagt alle benötigten Teile enthalten. Sena gewährt auf das Gerät 2 Jahre Garantie (üblich in der EU). Sollte also ein Defekt auftreten, ist der Kundenservice in Köln (SENA Europe GmbH) zuständig.

Ein Hinweis: Beim Kauf sollte man darauf achten, europäische Ware zu erhalten. Importierte US-Modelle könnten Probleme mit der Kompatibilität der Wave-Intercom haben, da diese zum Start offenbar regionseingeschränkt war (laut Nutzerberichten funktionierte Wave anfangs nur in den USA). Mittlerweile soll die App jedoch in Europa verfügbar sein – wer auf Nummer sicher gehen will, kauft im hiesigen Handel.

Alternativen zum Sena 60S

Angesichts des hohen Preises und der spezifischen Ausrichtung des Sena 60S lohnt sich ein Blick auf mögliche Alternativen. Der prominenteste Mitbewerber ist Cardo mit seinem Top-Modell Packtalk Edge. Dieses Headset ist aktuell das Flaggschiff von Cardo und tritt direkt gegen das Sena 60S an. Das Packtalk Edge bietet ebenfalls ein Mesh-Intercom-System (Cardo nennt es Dynamic Mesh Communication), das sehr zuverlässig funktioniert und Gruppen von bis zu 15 Fahrern verbindet. Die Reichweite im Mesh liegt im günstigen Fall bei einigen Kilometern (je nach Kette der Teilnehmer). Unbegrenzte Reichweite via Internet bietet Cardo zwar nicht, dafür gilt die Mesh-Technologie als ausgereift und stabil – viele langjährige Nutzer schwören auf die Robustheit der Cardo-Verbindungen, selbst in schwierigem Terrain oder dichter Bebauung. Ein Vorteil: Cardo-Headsets sind herstellerübergreifend koppelbar (dank Bluetooth-Brückenfunktion), sodass man auch Sena-Fahrer integrieren kann – umgekehrt geht das mit Sena aber ebenfalls.

Cardo Packtalk Edge im Test

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Das Packtalk Edge ist preislich ähnlich angesiedelt: UVP um 389 € (Einzel), real meist um 330–350 € erhältlich. In Aktionen gibt es das Single-Pack auch schon mal für ~300 €, also etwas günstiger als das Sena 60S. Technisch muss sich das Cardo nicht verstecken: 45 mm JBL-Lautsprecher sorgen für satten Sound (tendenziell etwas basslastiger abgestimmt als Sena), die Akkulaufzeit beträgt ca. 13 Stunden im Intercom-Betrieb, und eine Schnellladung bringt in 20 Minuten etwa 2 Stunden Gesprächszeit – etwas weniger als beim Sena, aber immer noch sehr gut. In puncto Sprachsteuerung hat Cardo sogar die Nase vorn, meinen einige: Die natürliche Sprachbedienung („Hey Cardo, Radio on“ etc.) funktioniert beim Packtalk Edge beeindruckend zuverlässig und kommt ohne feste Befehlslisten aus. Man kann in normaler Umgangssprache Befehle geben, was vielen sehr gefällt. Sena hat zwar aufgeholt mit seiner AI-Erkennung, aber Cardos System wird oft als intuitiver gelobt. Zudem benötigt Cardo keine manuelle Aktivierung der Spracherkennung – das Mikro ist ständig auf das Weckwort lauschen eingestellt, was die Bedienung weiter vereinfacht.

Ein weiterer Pluspunkt des Packtalk Edge ist die mühelose Kopplung von Gruppen: Dank der Cardo-App und einem Feature namens „Live Bluetooth Scanning“ oder durch simple Klopf-Gesten am Gerät lassen sich mehrere Edges rasch synchronisieren. Bei Sena muss man teils etwas mehr koordiniert vorgehen (außer im Open Mesh, wo es auch simpel ist). Cardo bietet ebenfalls OTA-Updates per App, vergleichbar mit Sena. Die Befestigung am Helm erfolgt beim Edge über einen magnetischen „Air Mount“, also ähnlich komfortabel wie beim Sena-Magnetverschluss. Das Edge ist minimal schlanker gebaut als das Sena 60S und hat kein auffälliges externes Antennenteil – aerodynamisch sind beide aber gut optimiert.

In Sachen Wasserdichtigkeit schenken sich Sena und Cardo nichts: beide sind nach IP67/IPX7 gegen Regen geschützt. Die Verarbeitungsqualität ist bei beiden Premium-Anbietern hoch, Unterschiede eher im Design: Cardo setzt auf eine modernere, flache Optik in mattem Schwarz, Sena auf den klassischen Jog-Dial-Knubbel mit wechselbaren Coverplatten. Letztlich ist die Wahl zwischen Sena 60S und Cardo Packtalk Edge auch Geschmackssache und hängt davon ab, welche Funktionen einem wichtiger sind. Wer unbegrenzte Reichweite und innovative KI-Features spannend findet, wird vom Sena angezogen sein. Wer dagegen bewährte Mesh-Perfomance und top Sprachsteuerung sucht, greift eher zum Cardo.

Neben Cardo gibt es noch andere Alternativen auf dem Markt: Zum Beispiel das Midland Mesh MXT oder Midland BT Rush, die ebenfalls Mesh-Intercom (aber nur ~10 Teilnehmer) bieten und etwas günstiger sind. Auch Interphone (U-Com) hat Modelle mit Mesh-Funktion, oder das Uclear Motion Infinity mit unbegrenzter Teilnehmerzahl via „Multi-Hop“ Mesh – allerdings sind diese in Deutschland weniger verbreitet. Wer im Sena-Kosmos bleiben möchte, aber weniger ausgeben will, kann auch das Sena 50S ins Auge fassen, das weiterhin ein solides System ist – nur eben ohne die neuesten Tricks. Allerdings muss man dann auf die Verbesserungen verzichten, die das 60S so besonders machen.

Sena 50S & 50R im Test

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Für den Moment kristallisiert sich heraus: Das Cardo Packtalk Edge ist der direkteste Konkurrent. In vielen Tests werden die beiden verglichen, oft ohne klaren Sieger – es hängt von den Prioritäten ab. Manche bevorzugen das Bedienkonzept von Sena, andere schwören auf die Zuverlässigkeit von Cardo. Fakt ist, beide setzen Maßstäbe. Es lohnt sich also, vor dem Kauf die eigenen Bedürfnisse abzuwägen (Reichweite vs. Bedienung, Sound vs. Sprachsteuerung etc.) und vielleicht Erfahrungsberichte anderer Fahrer heranzuziehen.

Fazit

Das Sena 60S ist ohne Zweifel eines der fortschrittlichsten Motorrad-Headsets auf dem Markt. Im Alltag erweist es sich als praktischer Begleiter, der viele Probleme früherer Generationen löst – und zugleich neue Möglichkeiten eröffnet. Besonders Solofahrer profitieren vom bombastischen Klang und der langen Akkulaufzeit, während Gruppenfahrer die flexible Mesh- und Wave-Technik schätzen werden (sofern die Bedingungen stimmen). Allerdings zeigt der Test auch: Nicht alles, was auf dem Datenblatt glänzt, funktioniert bereits perfekt. Sena muss bei der KI-Geräuschfilterung noch nachbessern, damit auch bei hohem Tempo die Kommunikation zuverlässig bleibt. Gelingt dies, hat das 60S das Zeug, neue Benchmark in Sachen Motorrad-Kommunikation zu werden. Der Preis ist hoch, aber gemessen am Gebotenen für Enthusiasten akzeptabel – man erhält quasi das „Rundum-Sorglos-Paket“. Für Gelegenheitsnutzer oder Sparfüchse tut es auch ein günstigeres Modell, doch wer das Beste vom Besten möchte und bereit ist, dafür zu investieren, wird das Sena 60S definitiv in die engere Wahl nehmen.

Positive
  • Bessere Lautsprecher
  • MESH 3.0
  • Wave Intercom
  • Akkulaufzeit
  • Magnetische Halterung
  • OTA-Updates
  • Sprachsteuerung
Negatives
  • Preis
  • KI-Geräuscheunterdrückung
  • Wechsel zw. Wave und MESH
  • Gewicht / Größe
8Expert Score
Sena 60S im Vergleich

Unterm Strich ist das Sena 60S ein hochmodernes Kommunikationssystem, das in vielen Kategorien Bestwerte liefert. Die Klangqualität und Akkulaufzeit sind überragend, und mit Mesh 3.0 sowie Wave Intercom steht die Technik für grenzenlose Kommunikation bereit. Auch Bedienung und Montage zeigen sich praxisgerecht und durchdacht. Allerdings trüben derzeit Software-Mängel (Windgeräuschfilter) den Gesamteindruck etwas – für Vielfahrer in der Gruppe könnte das frustrierend sein. Sena hat hier Nachholbedarf, doch wenn man den Versprechen glaubt, sollen Updates Abhilfe schaffen. Für Musik- und Solo-Fahrer ist das 60S jetzt schon ein Traum, für Gruppenchats bei hohem Tempo sollte man die Entwicklung beobachten oder über Alternativen nachdenken. Insgesamt überwiegen die Stärken die Schwächen, weshalb wir dem Sena 60S eine klare Empfehlung mit leichten Abstrichen aussprechen. Es ist ein Schritt in die Zukunft der Biker-Kommunikation – mit etwas Feinschliff könnte es zum neuen Goldstandard werden.

Dominik W.
Dominik W.

Ich bin ein begeisterter Motorradfahrer mit einer Ausbildung in Elektrotechnik und IT. Seit über 12 Jahren erkunde ich auf zwei Rädern die Welt, von Island bis zum Balkan. Meine technische Expertise und die Liebe zum Motorradfahren motivieren mich, die besten Motorradprodukte zu erforschen und zu bewerten, um anderen Fahrern zu helfen, ihre Fahrerlebnisse zu verbessern.

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