
GPS, WebUI, bald OBD2, 4G und Diebstahlschutz
Manche Projekte starten mit einer simplen Frage:
Warum gibt es eigentlich kein bezahlbaren Motorrad-Tracker, der genau das kann, was ich brauche?
So ging’s mir. Ich wollte ein System, das meine Routen aufzeichnet, mir Live-Daten liefert, bei Bedarf navigiert – und das Ganze möglichst kompakt, erweiterbar und vor allem unabhängig von Abo-Modellen. Die Lösung: Ich baue es einfach selbst. Auf Basis eines Raspberry Pi, etwas Sensorik und ein paar Zeilen Code entstand MotoNav Pi – mein persönliches All-in-One-System fürs Motorrad.
In diesem Artikel nehme ich dich mit durch den aktuellen Entwicklungsstand, zeige dir, wie es funktioniert, was schon geht und was noch geplant ist. Vielleicht ist es ja genau das, was du auch suchst.
Warum überhaupt ein DIY-System?
Viele Motorrad-GPS-Systeme sind entweder teuer, funktionslimitiert oder verlangen laufende Kosten. Und wenn man einmal ein paar spezielle Ideen hat – wie Reifendruckanzeige, Android Auto oder Diebstahlschutz – steht man schnell an. Ich wollte:
- ein komplett modulares System, das ich selbst erweitern kann
- ein Offline-System, das bei Bedarf ohne Cloud-Anbindung läuft
- eine moderne Web-Oberfläche statt klobiger Menüs
- eine Plattform, auf der ich lernen und tüfteln kann
Das Ergebnis ist ein Setup, das nicht nur funktioniert, sondern mit jedem Bauteil, jeder Codezeile mehr mein eigenes wird.
Systemübersicht – Was MotoNav Pi heute schon kann
Zentrale Steuerung – Der Kern ist ein Raspberry Pi 4. Dieser hat genug Power, um Android Auto auszuführen, GPS-Daten zu verarbeiten, eine Datenbank zu betreiben und eine WebUI darzustellen. Alternativ lässt sich MotoNav Pi auch auf einem Raspberry Pi Zero 2 W betreiben, dann allerdings ohne Android Auto. Für viele Anwendungen ist das völlig ausreichend.
GPS-Tracking und Logging – Ein u-blox GPS-Modul liefert kontinuierlich Standortdaten. Diese Daten (Zeit, Koordinaten, Höhe, Geschwindigkeit und mehr) werden per HTTP an einen PostgreSQL-Datenbank mit PostGIS geschickt und dort gespeichert.
Aktuell werden diese Daten an meinen eigenen Server übermittelt und dort weiterverarbeitet. So habe ich jederzeit und von überall Zugriff auf meine Fahrdaten – was mir besonders wichtig ist.
Gleichzeitig ist mir aber auch wichtig, das System vollständig ohne Cloud nutzen zu können. Deshalb plane ich, zusätzlich eine Offline-Funktion zu integrieren: Ein lokaler Webserver soll direkt auf dem Gerät laufen und über einen eigenen Hotspot erreichbar sein – so wäre der Zugriff auch ohne Internet möglich. Die Umsetzung ist bereits in Arbeit.
Webbasierte Benutzeroberfläche – Über einen Browser – ob am Smartphone oder direkt am Touchscreen – lässt sich das System bedienen: Position anzeigen, alte Fahrten abrufen, Statistiken einsehen. Anbei noch ein paar Bilder mit Testdaten.



Fahrten-Logging – Alle Bewegungen werden aufgezeichnet. Ich kann später analysieren, wo ich gefahren bin, wie schnell ich unterwegs war, welche Höhenmeter ich zurückgelegt habe und mehr.
Reifendrucküberwachung (TPMS) – Ein TPMS-Modul ist eingebunden, sodass Reifendruck und Temperatur in Echtzeit überwacht werden können.
RTC-Zeitmodul – Da ein GPS-Fix manchmal etwas dauert, sorgt ein RTC-Modul für korrekte Zeitstempel – unabhängig von GPS oder Internet.
Android Auto (nur Pi 4) – Ich verwende Android Auto für Navigation, Musik und Spracheingabe – direkt am Lenker. Das läuft stabil, solange man auf genügend Rechenleistung setzt. Deshalb ist hier der Pi Zero leider raus.
Aktuelles Problem – Das Display ist zu dunkel
Das Touchscreen-Display ist zwar praktisch, aber bei direkter Sonne leider kaum ablesbar. Eine automatische Helligkeitsregelung wäre ideal, aber aktuell bin ich noch auf der Suche nach der besten Lösung – sei es softwareseitig über GPIO oder durch Austausch gegen ein besseres, sonnenlichttaugliches Panel.
Zukünftige Features – Was auf der Roadmap steht
OBD2-Integration – Ein OBD2-Dongle soll Live-Daten vom Motorrad auslesen – Drehzahl, Temperaturen, Fehlercodes. Ziel ist es, Warnungen frühzeitig zu erkennen und Diagnosen auch unterwegs zu ermöglichen.
Diebstahlschutz per Neigungssensor – Wird das Motorrad in Ruheposition geneigt, zum Beispiel vom Seitenständer gehoben, soll ein Alarm ausgelöst werden. Langfristig will ich auch Push-Nachrichten bei Bewegung implementieren.
Batteriespannung überwachen – Ein einfacher Spannungsteiler soll die Batteriespannung erfassen. Bei Unterschreitung eines Grenzwerts gibt es eine Warnung – ideal zur Früherkennung von Ladeproblemen.
4G-Modul für mobile Daten – Aktuell noch nicht verbaut, aber auf dem Plan: ein LTE/4G-Modul. Damit wird das System unabhängig von WLAN oder Tethering und kann GPS-Daten live ins Web senden, etwa bei Diebstahl.
Und danach – Kostenlos für alle oder als Bausatz
Ich plane, MotoNav Pi kostenlos bereitzustellen, sobald alle Grundfunktionen sauber laufen. Es soll ein Open-Source-Projekt auf GitHub werden – mit Bauanleitung, Hardware-Liste und fertigem Image.
Allerdings ist mir auch bewusst: Nicht jeder will löten, konfigurieren und skripten. Deshalb denke ich darüber nach, eine Version als „fertigen“ Bausatz anzubieten – komplett mit Gehäuse, vorkonfigurierter SD-Karte und Anleitung. Gerade Einsteiger könnten so viel leichter loslegen.
Fazit – Mehr als nur ein Tracker
MotoNav Pi ist mehr als ein GPS-Logger. Es ist ein Lernprojekt, ein Sicherheits-Upgrade und ein treuer digitaler Beifahrer. Es wächst mit jeder Fahrt, jeder Idee und jedem Wochenende in der Garage.
Wenn du Interesse hast, selbst ein solches System zu bauen oder deine Ideen beitragen möchtest, schreib mir. Ich freue mich über jeden Austausch, jedes Feedback und jedes „Ey, das will ich auch!“
Bleib dran
In den kommenden Artikeln zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du
- das System selbst aufsetzt
- dein GPS-Modul konfigurierst
- die Datenbankstruktur planst
- die WebUI zum Laufen bringst
- und später: wie OBD2, 4G und Alarmfunktionen eingebunden werden
Let’s hack the road
Technik-Stack (Stand April 2025)
Hardware
- Raspberry Pi 4 (bzw. Zero 2 W für Light-Version)
- u-blox GPS-Modul
- TPMS-Modul (Bluetooth)
- RTC-Modul (DS3231)
- optional: OBD2-Dongle (ELM327), 4G-Modul, Spannungsteiler für Batterieüberwachung
- 5″ bis 7″ Touchscreen mit HDMI/DSI
Software & Tools
- Raspbian Lite / Raspberry Pi OS
- PostgreSQL mit PostGIS
- Python (Backend-Skripte, Sensoranbindung)
- NGINX / Flask (Webserver und API)
- HTML/CSS/JavaScript (WebUI)
- Android Auto (via OpenAuto Pro)
- Systemd-Timer für regelmäßiges Logging
- eigene Server für zentrale Datensicherung
- geplant: Offline-Modus via lokaler Hotspot und Webinterface